Donnerstag, 26. September 2013

Japan erleben, atmen und kennenlernen

Woooa- meine zweite Woche startete ziemlich verrückt.

 Ich hatte gehört, dass es einen Basketballklub gibt und wollte ihn mir am Donnerstag ( 8.Sept.) an sehen. Ich freute mich also den ganzen Tag auf den Zeitpunkt, wenn das letzte Mal die Klingel ertönt und wir nach Hause gehen können- Denn dann konnte ich endlich mal wieder Basketball spielen. Yay!
Komi, das Basketballmädchen, kawaaai♥


So Yay war´s dann doch  nicht. Komi (Mädchen aus meiner Klasse, die mich mitnahm zum Basketball) erzählte mir, dass sie jeden Tag drei bis vier Stunden trainieren
- Außer montags, da haben sie frei. 
Nach der Information dachte ich während des Umziehens schon mal darüber nach, dass die Mädels wahrscheinlich tausendmal besser sind als ich- Ich, die freitags nur so zum Spaß Basketball spielt, ohne große Technikkenntnisse
Und so war´s dann auch- Die Mädels sind echt perfekt im Spielen, in der Theorie, einfach wie die großen Stars… Naja, sie trainieren halt auch schon seit 8 Jahren quasi jeden Tag.

Es war also ziemlich niederschmetternd für mich, weil ich nicht ansatzweise mit den Mädels mithalten konnte...
-Dann hat mich die Trainerin schon zu der jüngeren Basketballgruppe gesteckt, aber auch die waren alle viel besser als ich- Das nagt schon ein wenig am Glauben an einen Selbst..
 An dem Tag fuhr ich also komplett kaputt, weil´s für mich ziemlich Hardcore war, und deprimiert nach Hause. Ich beschloss gezwungenermaßen nicht in den Basketballklub einzutreten, denn ich wäre da immer der Hinterherhinker.
- Es ist echt nicht so, dass ich nach drei Monaten oder so mit den Mädels mithalten könnte..
An dem Abend habe ich mich auch ziemlich alleine und suboptimal gefühlt.

Aber das Leben geht weiter- auch hier in Japan. Und so wurde mein Freitag wieder total schön.
Eine der vielen wunderschönen Trennwände im TNM

Meine Klasse hatte heute ihren ersten Testtag nach den Ferien.
- Das heißt, dass sie in jeder Stunde Tests schreiben. Und Oyuka und ich könnten die Tests nicht mitschreiben und hätten deswegen den ganzen Tag Japanischunterricht.
Okada-sensei schnappte sich uns und fuhr mit uns nach Tokyo.
Ins Tokyo National Museum
Dort bewunderten wir erst eine Ausstellung der alten japanischen Kunst und dann sahen wir uns noch asiatische und indische Kunst an.
-Die Ausstellungen sind richtig genial,  vieeele alte Gemälde, Kimonos, Schüsseln, Calligraphie-Rollen und alles ist so wunderschön und detailreich verziert.
Ich bin echt verzaubert. Die Perfektion der kleinsten Dinge überrascht mich einfach bei jedem Gemälde erneut.




 Eine alte einzigartige Mumie durften wir auch betrachten-- Wie verrückt dieses Feeling ist :x 



 Calligraphie+ Kunst= Unbeschreiblich




Okada-sensei und Oyuka vor einem Kimono



JAPANISCH


asiatische Kunst

Nach dem wir dann Mittag gegessen haben gehen wir noch in ein modernes Kunstmuseum (das hatte ein bisschen Phänomenta-Style). Oyuka und ich lassen unserer Kreativität einfach mal freien Lauf und haben ziemlich viel Spaß- Das Museum ist eigentlich eher für Kinder gedacht, aber wir fühlen uns einfach wohl und probieren alles aus- Und Okada-sensei erfreut sich ziemlich daran.

ART IN WONDERLAND- Name der Ausstellung in dem modernen Museum.


Am Samstag streunern Oyuka und ich nach der Schule noch in Machida rum- Wir hören Straßenmusikern zu, quatschen, treffen einen Lehrer aus Amerika und unterhalten uns mit ihm, genießen die Sonne und haben einfach Spaß.
Big City Life for a small town girl

Onisan (Hiro- erinnert euch, Onisan heißt älterer Bruder) entführt mich dann am nächsten Tag, am Sonntag zu dem Schulfest seiner Schule- mein erstes japanisches Schulfest. 
Auf einem Schulfest stellen sich die Klubs und die Klassen vor (es ist auch ein wenig vergleichbar mit unserem Tag der offenen Tür)
Nur das im Vordergrund das steht, was die Klubs das ganze Jahr so gemacht haben. Und da es ja so mega viele Klubs gibt, gibt es auch ziemlich gut variierendes Programm.

Auf Hiro´s Schulfest habe ich meine erste richtige Teezeremonie erlebt, vom Teeklub durchgeführt. Wir säubern erst unsere Hände, und danken dann still für unser Leben. Danach kriegen wir eine Süßigkeit (die mir absolut gar nicht schmeckt, BÄH! --SOJA -.-)

Die Soja-Süßigkeit + Origami-Kranich ._.

und nachdem eines der Mädchen eine Art Wunsch für uns gelesen hat und wir die Süßigkeit gegessen haben bekommen wir den Matcha. Er ist ziemlich bitter und sozusagen das Gegenstück zu dem Süßen.
Da wird fleeeißig Tee gekocht

Die Schüssel, in der der Matcha serviert wird, stellt man auf die linke geöffnete Hand und dann dreht man die Schüssel dreimal mit der rechten Hand nach links. Danach wird der Tee dann getrunken.
Nach der Teezeremonie versuche ich ein selbstkreeirtes (von zwei Schülern) Computerspiel zu spielen.
- Und dafür dass ich keine der Anweisungen verstehe komme ich sogar ziemlich weit, bevor ich dann sterbe. :D

Nach meinem Tod geht es zur Schulband, zum Tanzclub, zu zwei Theaterstücken  ( Einmal eine neue Version von Romeo und Julia [die ich nicht ganz verstehe, obwohl ich ja das eigentliche Romeo und Julia kenne.. :D ] und einmal dem Stück "Guilty or innocent" bei dem es 9 Leute gibt, die alle auf des Messers Schneide stehen und im Knast vor Gericht versuchen, den Richter zu überzeugen, dass sie unschuldig sind.- Ein supertolles, lustiges Stück) und das absolute Highlight ist an diesem Tag das Orchester der Schule. Sie sind verdammt perfekt, die Lieder machen teilweise einfach Lust auf Tanzen und sind extrem schön. 
Beim finalen Lied verteilt das Orchester selbstgebastelte Instrumente und verbreitet eine extrem gute Laune. 

 Die Schulband

Am Schulfest zahlt es sich dann aus, dass die Japaner so viel Zeit in die Perfektion ihres Hobby´s stecken (Alle üben soviel wie der Basketballklub in meiner Schule, vor allem die Tanzklubs tranieren ziemlich oft- und sind dann auch mega perfekt.)

Onisans Schule von außen- 
Die Japaner sind extrem kreativ und lieben es, irgendwas zu gestalten *.* 
Und sie nehmen das Schulfest extrem ernst- sie wollen alle verdammt gut sein.

Am Montag erlebe ich dann meinen ersten Sportunterricht- der Montags immer in Tanzunterricht ausfällt (Mädchen getrennt von den Jungs- die glücklichen männlichen Wesen dürfen natürlich wirklich Sport machen!! Gemein.).
Wir suchen uns einen Song aus, hören den Takt raus, quatschen, ich zeige den Mädels wie man Makarena tanzt und dann.. ja, und dann ist die Stunde schon wieder um :D also, extrem sportlich, die 50 Minuten lang. ;)

Ich verstehe mich auch immer besser mit Okasan und Otosan- die Beziehungen sind hier nicht besonders tief wie ich sie zu meiner richtigen Familie habe, aber ich verstehe mich immer besser mit ihnen (also ich hab mich nie schlecht mit ihnen verstanden, aber es ist einfach so schön zu sehen, wie es besser und harmonischer wird)
Sie geben sich so viel Mühe mit mir und freuen sich immer total, wenn ich versuche auf Japanisch zu reden- sie sind wirklich süß*.*

Und am Dienstag Abend haben wir herausgefunden, dass die beiden ABBA auch mögen und so saßen wir dann den ganzen Abend zusammen, hörten ABBA und sangen dazu:D

Das war schon ziemlich witzig- generell erlebe ich hier ziemlich viele witzige Momente, die die Beziehungen vertiefen, auch wenn wir nicht miteinander reden.

Und dann war auch meine zweite Woche um..
So voll ist mein Zug jeden Morgen...
An sitzen denke ich schon gar nicht- davon kann man höchstens träumen :D

Genau nachdem ich zwei Wochen hier war, brach bei JR (Japanese Railways) das komplette Chaos aus, Züge fielen aus und mein sonst immer schon mega voller Zug war nun eine reine Sardinendose. 
Wir standen nun wirklich Bauch an Bauch und Rücken an Rücken in dem Zug- Das war ganz schön Hardcore


Und auf der Zugfahrt zurück nach Hause war ich ein zieeemlicher Entertainer
Haha, das muss ich euch erzählen:  
Also, das Ding ist in Japan, dass du innerhalb Japans SMSen für umme verschicken kannst. (YAAAY!! )
Meine Mädels wollten nun alle meine Nummer haben und schrieben mir ´nen Haufen SMS

Und ich saß gerade im Zug und dachte mir, hey, schreibst du mal zurück. Aber ich will ja auch nicht langweilig sein und einfach die ganze Zeit auf Englisch schreiben und so versuchte ich einfache Sätze auf Japanisch zu schreiben
- aber das Handy wollte nicht so wie ich, es veränderte die Hiragana andauernd und löschte sie einfach mal wieder. 
Ich brauchte also extrem lange um alleine "Hi, wie gehts?" auf Japanisch zu schreiben und dann wurde alles wieder beim Wechseln der Sprache gelöscht und ich war langsam schon am verzweifeln. 
Dabei hörte ich aber Musik und merkte nicht, wie schnell die Zeit verstrich, bis ich mich endlich wieder entsann, dass ich ja im Zug saß
In dem Moment guckte ich also auf, um abzuchecken, an welcher Station ich gerade war- und sehe in 6 belustigte japanische Augenpaare. Und diese Augenpaare sehen sofort –immernoch lachend- weg.


Zuerst weiß ich gar nicht, worüber sie lachen und dann lasse ich die letzten Minuten Revue-geschehen und fange auf einem Mal auch an zu lachen.
-Ich muss einfach nur zum totlachen ausgesehen haben, wie ich versuche mit dem Handy in Japanisch zu schreiben, es klappt nie und ich bin immer kurz vorm Ausrasten
Die Jungs freuen sich total, als sie sehen, dass ich auch über mich selber lachen muss und lachen mit mir. 
Dann nimmt sich der eine Junge das Handy und fragt mich, ob ich Konbanwa schreiben wollte, ich nicke nur und er schreibt mir innerhalb von Sekunden das, was ich seit locker 10 Minuten versuche. 
Dann lachen sie nochmal kräftig mit mir und steigen mit einem zwinkernden Sayounara aus dem Zug aus. 
Hahaha, ich saß dann noch bis zu meiner Station alleine im Zug und lachte mich selbst aus. 


Eine der alten Kunstfiguren im TNM- aber passt auch super zu meiner Entertainerstory :D

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen