Montag, 4. November 2013

Der besondere Besucher!

Erstmal...-->  Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie verrückt ich mich wegen diesem Tag gemacht habe. :D

Herr Tiedje
mein Schulleiter kommt nach Japan- 
Und zwar um die Hachioji High School und mich zu besuchen.

ALTER SCHWEDE!!!

Ich wusste, dass er sich eine Japanischstunde angucken möchte, sozusagen als Hospitation. Wuhuu. 
Ich war so mega mega mega aufgeregt. Ich habe Kanji gelernt bis zum Umfallen, weil ich wusste, dass ich montags immer mit Tojo-sensei Unterricht habe und Tojo-sensei Kanji´s mit mir lernt.

Es kam dann natürlich wieder alles anders als erwartet.

Aber ich fange am Besten mal von vorn an, sonst gibt es nur Verwirrung. :D

Herr Tiedje hatte  geplant mit einer ausgewählten Schülergruppe nach Japan zu fliegen, wie es im Oktober 2009 ja schon einmal (das erste Mal) der Fall war.

Doch daraus wurde leider nichts und deswegen beschloß Herr Tiedje, cool, wie er einfach mal ist, dass er alleine nach Japan fliegt.
Irgendjemand muss ja die grandiose Hachioji High School besuchen und gucken, ob auch alles gut läuft. ;p

Und wenn dann der Big Boss persönlich und auch noch alleine rüberfliegt, ist das schon aufregend für so´ne kleine Schülerin, die ihren ersten Monat in Japan rum hat. ;)

Es war also Montag, der 7.Oktober

Ich hatte am Sonntag morgen schon für ein paar Sekunden mit Tiedje-sensei (Seinsei= Lehrer, das hängt man hier einfach an den Namen an. Eigentlich ist das extrem korrekte Tiedje-kouchou-sensei [Kooschoozenzei ausgesprochen], aber das ist einfach mal zu lang und zuuuu unpersönlich, also machen wir ein normales Sensei daraus. Sonst gibt es immer diese meilenweite tiefe Höflichkeits-Gruft zwischen den Menschen) telefoniert, wie es ihm geht und ob sein Flug gut war.

Wir waren dann nach der ersten Stunde auf dem Weg zur Turnhalle, als wir Tiedje-sensei vor der Schule sahen. 
Ich habe mich so gefreut, dass ich erstmal - stürmisch wie ich bin.. :D- Tiedje-sensei umarmt habe. 

Haha, und sofort gemerkt, dass das vielleicht doch ein wenig (ok, viel!) unüberlegt war. 
Er war total geschockt-überrascht, aber ich habe mich so gefreut jemanden zu sehen, den ich kenne, dass meine Reflexe das Gehirn übernommen haben.
Der arme Tiedje-sensei!!! :D

Nach dem Sportunterricht hetzten Oyuja und ich dann zum Japanischunterricht und dort wurden wir von einer nervös lächelnden Okada-sensei und einem coolen Souleymane (der 3-Jahres-Austauschschüler aus Senegal, er macht ein spezielles Basketballprogramm, ist extrem nett &lieb [und SO SO SO begabt] ) begrüßt.

Ja, und dann gab es halt 50 Minuten Japanischunterricht, normalen Okada-sensei- Unterricht.
Obwohl ich schon merkte, dass sie nicht so perfekt vorbereitet war wie sonst immer. (Da fällt einem erstmal auf, wie perfekt vorbereitet sie sonst ist) Und mega nervös
Tiedje-sensei wird auch beschäftigt, mit einem Katakana-Arbeitsblatt über Olympia
Man merkt, dass es ihn sichtlich stresst, dass er nicht lesen kann, was dort steht- und das übersetzen ist teilweise ziemlich mühselig. Aber tapfer wie Tiedje-sensei ist, zieht er das durch und hat püntklich zum Stundenende das Arbeitsblatt durchgearbeitet- Und sogar ohne Fehler! 

Die Stunde war also echt normal und gut- und ich habe mir solchen Stress gemacht, ich doofes Kind :D

Nach der Japanischstunde aßen Tiedje-sensei, Fujioka-sensei und Enooku-sensei (Yoshi´s Klassenlehrer) Mittag in der Cafeteria. 
Wir redeten über Yoshi, Japan, Deutschland und meinem Leben- es war sehr gemütlich und schön.

Mit vollem Bauch ging es dann direkt weiter ins Rathaus von Hachioji

Dort trafen wir den Bürgermeister Hachioji´s, Takayuki Ishimori

Wir übergaben erst einmal Visitenkarten (wie das so üblich ist in Japan und meiner Meinung nach ziemlich süß und auch ein bisschen witzig[weil eigentlich unnötig, da Tiedje-sensei und ich die Kanji´s eh nicht lesen können, also die Karten eigentlich nicht verwenden können]) und danach sitzen wir gemütlich bei einem Tee zusammen und reden ein bisschen. Den Großteil verstehen Tiedje-sensei und ich nicht, aber nett lächeln können wir trotzdem -sogar ziemlich gut, wie ich finde. 

Und teilweise verstehe ich sogar Schlüsselworte und kann mir halbwegs zurecht schneiden, über was gerade geredet wird. 
Ich gebe dann ein kleines Resümee über meine Zeit hier- auf japanisch !- und bin stolz, dass ich das so hinbekomme. :)

Danach werden noch die obligatorischen Geschenke überreicht und dann geht es wieder zurück zur Hachioji High School.

Dort zeige ich dann Tiedje-sensei meine Schule und erzähle ihm, wie es mir hier so geht und was ich so erlebe.





Und dann, schwupps, die wupps, ist die Schule auch schon um, wir haben Homeroom (Klassenrat), in den ich Tiedje-sensei mitschleppe und wo er sich vor meiner Klasse vorstellt. 

Nach der Schule spielte das Schulorchester für uns. 





Ich habe sie am Schulfest leider nicht hören können, weil ich erstens einfach mal die Zeit verpasst habe und wie ich im Nachhinein erfuhr auch die Karten alle restlos vergeben waren. (das war der einzige Act, an dem es Karten gab, weil sie aus Ahnung wussten, dass die Leute sich um die Vorstellung nur so prügeln) 

Jetzt bekam ich also mit Tiedje-sensei und Fujioka-sensei eine private Vorführung. 
Special guests, special moments. 

- Das Orchester hat mich einfach mal extrem überrascht.
Ich habe ja schon bei Hiro´s  Schulfest von dem Orchester geschwärmt und dieses Orchester war nach ganz oben zu den besten Vorführungen gerutscht, aber unser Schulorchester änderte die Liste ein wenig. Es war perfekt anzuhören und vorallem machte es extrem viel Spaß dem Orchester zu lauschen. Und Orchester heißt hier in Japan ja nicht einfach Musik, Orchster heißt singen, tanzen (also Entertainment vom Allerfeinsten, da sollte sich RTL mal ´ne große Scheibe von abschneiden!) und Instrumente spielen

Überzeugt euch selbst:
http://www.youtube.com/watch?v=EcRKrB1CoxY


Nach diesem grandiosen Auftritt ging es weiter zum Beobachten des Basketballteams meiner japanischen Schule. 
Zuerst sahen wir kurz dem normalen Training zu und dann gab es ein exklusives Spiel, wieder nur für uns drei.





Und das ist wieder nicht so wie in Deutschland. In Deutschland erwarten die Spieler, die Sportler, den größten Respekt und Begeisterung des Publikums- hier in Japan ist es umgekehrt. Die Spieler reihten sich vor dem Spiel vor uns Dreien  auf sagten „Ki otsukete“ (Passt auf euch auf- eine Art höflicher Wunsch, den man äußert, wenn jemand geht oder in solchen Situationen- Man kann Ki otsukete eigentlich nie genug benutzen), bedankten sich bei uns und verbeugten sich. (Wir natürlich auch!)

Dann fing das Spiel an und ich kam aus dem „SUGOI“ (Unglaublich, fantastisch)- Sagen nicht mehr raus.
 (Und musste mich auch dauernd zwingen, nicht mit offenem Mund dazusitzen :D)

Sie meisterten das Spiel, es ist einfach unglaublich auf was für einem Level die Basketballmannschaft hier ist. Man kann es eigentlich wirklich nicht beschreiben, die Technik ist absolut sauber und die Schnelligkeit beeindruckend.

Und dann ist da wieder der japanische Ehrgeiz, der mich total in seinen Bann zieht.

Vielleicht kennt ihr das- wenn eure Mannschaft oder ihr selbst, so im Leben versagt, dann stellt sich so eine Motivationslosigkeit ein, gemischt mit einem Haufen Selbstmitleid. 
So von wegen „Ach ich armes Ding, alle anderen können das vieeel besser und perfekter als ich, ich werde nie so gut sein also muss ich´s ja auch nicht probieren! Ich schaff´s  ja eh nicht..“.

Aber die Japaner haben das Syndrom irgendwie nicht. 

Ich weiß nicht warum, aber Japaner kämpfen immer, selbst wenn es schon fast klar ist, dass die Mannschaft verliert, kämpfen sie unermüdlich bis zum Schluss. 
Rennen, probieren, rennen, probieren.. 

Und das macht das gesamte Clubleben hier so interessant.
- Jeder Club möchte der Beste sein, deswegen üben alle Clubs extrem hart. 
Freizeit wird dann klein geschrieben, dann heißt es eben jeden Tag 5 Stunden trainieren nach der Schule, dann fertig nach Hause fahren und noch für die Schule lernen und am nächsten morgen geht es von vorne los.

Wir Deutschen würden da an einem gewissen Punkt anfangen zu protestieren, aber die Japaner lassen sich das nicht einfallen.
- Nein, wenn sie mal einen Fehler machen oder der Trainer was erklärt rufen alle zwei-dreimal „Suimasen“ [Entschuldigung für Ihre Mühe] und es liegt eine tiefe Dankbarkeit in der Luft – Sozusagen zum Einatmen-.

Tjaa.. und als dann das Spiel beendet war, trafen wir auf Okasan und Otosan,  Herr & Frau Tsukamoto (den Gastgebern von Tiedje-sensei) , Mise-sensei (Meine Klassenlehrerin), Frau Inamura und Herr Sato (die zwei Schulleiter der Hachioji High School).
Otosan, Sato-sensei, Herr und Frau Tsukamoto, Mise-sensei und Fujioka-sensei
sitzend: Ich, Inamura-san, Okasan und  Tiedje-sensei

Okasan überraschte alle, denn sie grinste uns zur Begrüßung  in einem Kimono an. 
--> Mit den Worten: „ Ich wusste ja, dass wir japanisch Essen gehen..“ :D
Okasan und ich-
Sie im wunderschönen Kimono, ich in Schulkleidung :D
Wir fuhren also alle zusammen in ein traditionelles japanisches Restaurant und aßen dort gemütlich Abendbrot. 
Es gab Fisch, Fisch, Fisch, Fisch uuuuund (ratet mal) Fisch :D 
(Naja, gut, es gab auch andere Meerestiere: Krabbe, Muschel… aber das zählt bei mir alles unter der Fischkategorie :D)


Es entstehen natürlich wieder gute Gespräche und gegen 9 verabschiedeten wir uns voneinander und fuhren zurück in unser japanisches Zuhause (für den einen nur ein kurzes Zuhause, für den anderen ein laaaangwieriges Zuhause :p), wo ich dann todmüde ins Bett viel und sooooofort einschlief : ) 


Rechts: Frau Tsukamoto, Okasan, Otosan, Frau Inamura, ich
Links: Misesensei, Herr Tsukamoto, Sato-sensei, Fujioka-sensei und Herr Tiedje

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